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Joanna Staśkiewicz

aff_5605_web_kx190 ©Heiko Marquardt, frischefotos
Thema der Promotion:

„Katholische Frauenbewegung in Polen? Katholische (Frauen)Organisationen in Polen nach 1989 und ihre Handlungsstrategien“.

"Die katholische Kirche Polens sowie nationale Mythen und Traditionen üben einen bedeutenden Einfluss auf die polnische Gesellschaft und die Situation von Frauen aus. Diese Arbeit schließt eine Forschungslücke zur polnischen Frauenbewegung unter dem Aspekt des Katholizismus. Untersucht werden die Rolle und die Handlungsstrategien der nach 1989 gegründeten katholischen (Frauen)Organisationen im katholischen und feministischen Diskurs und ob diese einer katholischen Frauenbewegung zuzurechnen sind, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter sowie die Förderung von Frauen in Kirche und Gesellschaft einsetzt und dabei den Wandel katholischer Geschlechterkonstruktionen anstrebt. Die Analyse zeigt, dass die nach 1989 entstandenen katholischen (Frauen)Organisationen durch ihre kirchliche Gebundenheit als katholische Bewegung und Sprachrohr der katholischen Amtskirche in Polen fungieren und keine Frauenbewegung sind. Davon zeugt der an die katholische Lehre angelehnte Diskurs sowie ihre Positionierung in politischen Debatten. Ihre Identitätsbildung ist von der Abgrenzung zur zweiten Welle des polnischen Feminismus geprägt, was bei der Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 besonders sichtbar wurde. Zunächst hatte diese Abgrenzung einen strikt anti-feministischen Charakter, ab Mitte der 2000er Jahre erfolgte ein Strategiewechsel und der Feminismus wurde nicht mehr per se kritisiert, stattdessen wurde der neue Feminismus von Papst Johannes Paul II. propagiert. Seit 2012 wurde im Zuge der kirchlichen Anti-Gender-Kampagne die sogenannte „Gender-Ideologie“ zum gemeinsamen Nenner aller Kritik, die bisher gegen den Feminismus gerichtet war. Am Beispiel des Marienkultes wird gezeigt, dass katholische (Frauen)Organisationen mehrheitlich der polnischen Amtskirche folgen und ihn in national-katholischer Ausprägung propagieren: Maria ist einerseits eine mächtige Verteidigerin der Moral und der traditionellen Geschlechterordnung, andererseits soll sie ein demütiges Frauenvorbild für Katholikinnen sein. Auffallend vernachlässigt im Diskurs der untersuchten Organisationen ist die Frage der Förderung der Beteiligung von Frauen in kirchlichen Strukturen, abgesehen vom Verein Amicta Sole sehen sie keine Veranlassung für Veränderungen in der Kirche und lehnen die Diskussion über kirchliche Dogmen als „Supermarktkatholizismus“ ab."

Joanna Staśkiewicz war vom 2011 bis 2017 Doktorandin an der Professur für Deutsch-Polnische Kultur- und Literaturbeziehungen und Gender Studies der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Sie studierte Sozialwissenschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und gewann Erfahrung im NGO-Bereich sowie Berufsvermittlung und -Schulung. Im Wintersemester 2009/2010 Lehrbeauftragte an der Professur für Deutsch-Polnische Kultur- und Literaturbeziehungen und Gender Studies der Viadrina. Vom Dezember 2015 bis April 2016 research associate an der Loyola University in New Orleans (USA).

Fachbereich: Kulturwissenschaften
Betreuerin: Prof. Dr. Bożena Chołuj.


Publikationen:

  • Joanna Staśkiewicz: Katholische Frauenbewegung in Polen – eine (Un-)Möglichkeit? [in:] GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 3/12 (2012), S. 41. Weitere Informationen unter: www.gender-zeitschrift.de

  • "Die Tür ist geöffnet" - auch für Frauen? Das Zweite Vatikanum aus Frauenperspektive im deutsch-polnischen Vergleich [in:] Aleksandra Chylewska-Tölle, Alexander Tölle (Hrsg.): Religion im transnationalen Raum. Raumbezogene, literarische und theologische Grenzerfahrungen aus deutscher und polnischer Perspektive. Berlin: Logos 2014, S. 261–276.

  • Gender oder Neuer Feminismus? Katholische Frauenorganisationen in Polen und in Deutschland im Vergleich [in:] Aleksandra Chylewska-Tölle, Christian Heidrich (Hrsg.): Mäander des Kulturtransfers: Polnischer und deutscher Katholizismus im 20. Jahrhundert, Wissenschaftliche Reihe des Collegium Polonicum, Bd. 22, Berlin: Logos, 2014, S. 183-200.

  • Von der ‚Złota Baba‘ zur ‚Mutter Polin‘ – die Transformations- und Transferprozesse von Mythen und Topoi, [in:] Marta Kopij-Weiß, Mirosława Zielińska (Hg.): Transfer und Vergleich nach dem Cross-Cultural-Turn. Studien zu deutsch-polnischen Kulturtransferprozessen, 4. Band der Reihe Studien zum deutsch-polnischen Kulturtransfer, Leipziger Universitätsverlag, 2015, S. 399-410.

  • Kwestia gender w Kościele katolickim w Polsce, [in:] Anetta Głowacka-Penczyńska, Katarzyna Grysińska-Jarmuła, Monika Opioła-Cegiełka (Hg.): Historie nieobojętne tom 1. Wnuczki Pandory. Kobieta w społeczeństwie od starożytności do spółczesności, Bydgoszcz: Wydawnictwo Uniwersytetu Kazimierza Wielkiego, 2016, S. 141-155.

  • Queering in der (Neo-)Burlesque [in:] „Navigationen - Zeitschrift für Medien- und Kulturwissenschaften“ (im Erscheinen)

  • The new burlesque as an example of double-simulacrum [in:] "Forum Socjologiczne" Uniwersytet Wrocławski (im Erscheinen)