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Sebastian Weidauer

Foto Weidauer x190 ©Sebastian Weidauer
Thema der Promotion:
„Einflussfaktoren auf die Lernersprache unter besonderer Berücksichtigung affektiver Sprechweise: Kontrastive phonetische Untersuchungen Russisch – Deutsch“

Eine sprachliche Äußerung dient nicht nur der Vermittlung rein sachlicher Informationen. Neben dem mimisch-gestischen Verhalten der/des Sprechenden lässt sie u. a. durch die komplexe phonetische (artikulatorische) Struktur – vor allem, wenn sie ausschließlich akustisch vorliegt – auf zugrundeliegende emotionale Stimmungslagen schließen. 

Das geplante sprachwissenschaftliche Promotionsprojekt fokussiert den Einfluss verschiedener affektiver Zustände auf die Sprechweise deutscher und russischer MuttersprachlerInnen. Kontrastiv wird untersucht, welche phonetischen Veränderungen sich infolge unterschiedlicher Gefühlslagen auf segmentaler und suprasegmentaler Ebene, d. h. hinsichtlich Tonhöhen- und Melodieverlauf sowie Sprechtempo, Artikulationsgenauigkeit, Rhythmus- und Pausengestaltung in der Analyse feststellen lassen. Unter Beachtung von in der experimentellen Linguistik etablierten Methoden zur Akquise möglichst authentischer affektiver Äußerungen wie der „map task“, der Beschreibung von emotionalen Bildern bzw. Videosequenzen oder Roland Kehreins Lego-Experiment, in dem zwei GesprächspartnerInnen visuell voneinander getrennt Steine anhand einer divergierenden Anleitung zusammenbauen, soll ein solides Sprachdatenmaterial erstellt werden. Für die Vorbereitung und Planung des eigentlichen Experiments wird eine Pilotstudie im dritten Quartal des Jahres 2019 durchgeführt. Mithilfe eines Prosodie-Emotions-Perzeptions-Tests wird beabsichtigt, die im Korpus zu unterscheidenden Emotionen möglichst deutlich von MuttersprachlerInnen bestimmen zu lassen. Die aus der Hauptanalyse gewonnenen Sprachdaten gilt es anschließend unter Beachtung der Phoneminventare der deutschen und russischen Sprache auf artikulatorische und akustische Besonderheiten hin zu untersuchen. In einem nächsten Schritt werden prosodische Merkmale herausgearbeitet und sowohl intra- als auch intersprachlich miteinander verglichen. 

Ziel ist es, auftretende phonetische Regularitäten, die sich in authentischen Äußerungen unter dem Einfluss von Emotionen feststellen lassen, abzuleiten. Unterstützend hierbei wirkt die geplante Kooperation mit der Staatlichen Linguistischen Universität in Moskau. Mittels des intersprachlichen Vergleichs gelingt es, didaktische Hinweise für einen annähernd interferenzfreien produktiven wie perzeptiven Umgang mit affektiver Sprechweise abzuleiten, diese Deutsch- und Russisch-Lehrenden und -Lernenden an weiterführenden Schulen und Universitäten bereitzustellen und somit den Anforderungen des Europäischen Referenzrahmens gerecht zu werden.

Biografische Angaben:

2007 – 2015
Lehramtsstudium Französisch und Russisch für Gymnasien an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena

09 – 12/2009
Auslandsaufenthalt in Bijsk (Sibirien), Lehrtätigkeit für deutsche Phonetik und Kulturwissenschaft sowie französische Sprachpraxis an Staatlicher Pädagogischer Šukšin-Universität in Bijsk

2015 – 2018            
Lehrtätigkeit für Englisch, Französisch, Medienkunde, Musik und Russisch an diversen Thüringer Grund-, Regel- und Gemeinschaftsschulen

seit 04/2018            
Doktorand an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder; Nachhilfelehrtätigkeit für Französisch, Mathematik und Russisch in allen Klassenstufen in Jena

04/2019
Konferenzbeitrag auf 2. Internationaler Linguisten-Konferenz „Germanistika 2019: Nove et nova“ an der Staatlichen Linguistischen Universität in Moskau

Bereich: Kulturwissenschaften (Linguistik)
Betreuerin: Prof. Dr. Nicole Richter