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Aktuelle Forschungsprojekte

Stephan_Rindlisbacher ©Heide Fest

Dr. Stephan Rindlisbacher

Dem Westen begegnen und für Wandel sorgen. Die Auswirkungen des akademischen Austauschs zwischen Polen dem „Westen“ vor und nach 1989

In Anknüpfung an bestehende Studien zum akademischen Austausch zwischen beiden Blöcken, die sich meist mit der Sowjetunion und den ersten Nachkriegsjahrzehnten befassen, steht hier die Zeit von 1960 bis 1989 im Vordergrund. Das Projekt widmet sich dem akademischen Austausch zwischen Polen einerseits und dem „Westen“ (USA, Großbritannien, Frankreich und Westdeutschland) andererseits. Polen war angesichts seiner relativen Autonomie gegenüber der Sowjetunion attraktiver Kooperationspartner westlicher Förderinstitutionen.

Zwei miteinander verflochtene Fragen stehen Zentrum: Wie hat der internationale Austausch von Historikern, Soziologen und Ökonomen die Entwicklung ihrer jeweiligen Disziplinen zwischen 1970 und 1989 beeinflusst? Und wie ergab sich aus den damit verbundenen Prozessen der Wissenszirkulation ein transformativer Nexus, der es vielen Stipendiaten ermöglichte, sich zwischen 1990 und 2004 in neuen Tätigkeitsfeldern zu positionieren? Zur Beantwortung dieser Fragen stützt sich dieses Projekt auf eine differenzierte Datenbasis, zu der Archivquellen und gedruckte Materialien und Schriften der Wissenschaftler ebenso gehören wie halbstrukturierte und nicht formalisierte Interviews.

 

Territorialisierungsprozesse im Sowjetstaat von 1918/22 bis 1936

Projektlaufzeit: 01.2017–12.2023

Die Frage, wie der Grenzen zwischen den Sowjetrepubliken festgelegt worden sind, ist spätestens seit der Krimkrise 2014 wieder ein international diskutiertes Thema. Auch im Südkaukasus sowie in Zentralasien geben die Grenzziehungen aus der Sowjetzeit bis heute Anlass für zwischenstaatliche Konflikte. Doch wie und unter welchen Voraussetzungen wurden die Grenzen zwischen den Unionsrepubliken gezogen? Welche Akteurewaren an diesen Territorialisierungsprozessen beteiligt? Wer konnte mit welchen Argumenten mitreden? Diese Fragen stehen im Zentrum meines Projekts. Anhand von Fallbeispielen aus dem Südwesten der Union (Ukraine-Russland), dem Südkaukasus (Armenien-Aserbaidschan) sowie aus Zentralasien (Usbekistan, Kasachstan und Kirgistan) untersuche ich vergleichend die Schaffung dieser nationalen Territorien. Dabei zeichnet sich immer deutlicher ab, dass es sich um komplexe Aushandlungsprozesse handelte, bei welchen die Parteiführung in Moskau vor allem im Südkaukasus und in Zentralasien auf die Expertise lokaler Akteure angewiesen war. Das Ziel des Projekts ist, einerseits das historische Verständnis für die aktuellen Territorialkonflikte in diesen Grenzregionen zu verbessern, und anderseits am Beispiel der Territorialisierungsprozesse zur laufenden Debatte über die Herrschaftspraktiken im Sowjetstaat beizutragen.

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ABGESCHLOSSENE PROJEKTE

Deutsche und polnische Akteure der Neuen Ökonomischen Politik (NĖP). Die Dorfsowjets in der sowjetukrainischen Provinz, 1923-1928

Projektlaufzeit: 2019–2020

Ergebnisse

Mit einer Bundeszuwendung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Referat „Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“ erforschen polnische, ukrainische und deutsche Wissenschaftler Schlüsselquellen zur Rolle deutscher und polnischer Akteure im Laufe der Neuen Ökonomischen Politik aus ukrainischen Staatsarchiven. Mit diesem Vorhaben soll die Phase der Konsolidierung der sowjetischen Herrschaft zwischen Bürgerkrieg und Zwangskollektivierung aus der Perspektive deutsch- und polnischsprachiger Gruppen beleuchtet werden und in eine zweisprachige Edition von Quellen zur Rolle der Dorfsowjets in deutscher und polnischer Sprache münden. In Kooperation mit der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne entsteht mit einem elektronischen Themenmodul zu administrativen und ökonomischen Aspekten der neuen Nationalitätenpolitik der Bol‘ševiki gegenüber der deutschen Gruppe in der ukrainischen Sowjetrepublik ein zweiter wichtiger Bestandteil dieser Grundlagenforschung.