Territorialisierungsprozesse im Sowjetstaat von 1918/22 bis 1936
Projektlaufzeit
01.2017–12.2023
Projektleitung
Projektbeschreibung
Die Frage, wie der Grenzen zwischen den Sowjetrepubliken festgelegt worden sind, ist spätestens seit der Krimkrise 2014 wieder ein international diskutiertes Thema. Neben dem gegenwärtigen Krieg zwischen Russland und der Ukraine bieten Grenzziehungen aus der Sowjetzeit auch im Südkaukasus sowie in Zentralasien bis heute Vorwände für zwischenstaatliche Konflikte. Doch wie und unter welchen Voraussetzungen wurden die Grenzen zwischen den Unionsrepubliken gezogen? Welche Akteure waren an diesen Territorialisierungsprozessen beteiligt? Wer konnte mit welchen Argumenten mitreden? Diese Fragen stehen im Zentrum dieses Projekts. Anhand von Fallbeispielen aus dem Südwesten der Union (Ukraine-Russland), dem Südkaukasus (Armenien-Aserbaidschan) sowie aus Zentralasien (Usbekistan, Kasachstan und Kirgistan) wird die Schaffung dieser nationalen Territorien vergleichend untersucht. Dabei handelte es sich um komplexe Aushandlungsprozesse, bei denen die Parteiführung in Moskau vor allem im Südkaukasus und in Zentralasien auf die Expertise lokaler Akteure angewiesen war. Das Ziel des Projekts ist, einerseits das historische Verständnis für die aktuellen Territorialkonflikte in diesen Grenzregionen zu verbessern, und anderseits am Beispiel der Territorialisierungsprozesse zur laufenden Debatte über die Herrschaftspraktiken im Sowjetstaat beizutragen. Die Publikation einer abschliessenden englischsprachigen Monographie ist für Ende 2023 geplant.
Presse
Lesen Sie ein Interview zum Buchprojekt bei Peripheral Histories am 22. November 2022
Bisherige Publikationen von Dr. Stephan Rindlisbacher zum Thema
- The Territorial Challenge in the Early Soviet State, in: Sabine von Löwis/Beate Eschment (Hg.), Post-Soviet Borders. A Kaleidoscope of Shifting Lives and Lands, New York 2023, S. 51-66.
- Contested Lines. The Russo-Ukrainian Border, 1917-1929, in: Olena Palko/Constantin Ardeleanu (Hg.), Making Ukraine. Negotiating, Contesting and Drawing the Borders in the Twentieth Century, Montreal 2022, S. 189-209.
- The Reorganisation of Local Administration in Soviet Ukraine. The Example of Karl-Liebknecht Raion, 1924–1929, in: Frank Grelka und Stephan Rindlisbacher (Hg.), ‘Our Work with the Masses Is Not Worth a Kopeck...’ A Document Collection on German and Polish Rural Soviets in Ukraine during the NEP, 1923-1929, Wiesbaden 2021, S. 47-64.
- Das Territorium der Ukraine, in: Stephan Rindlisbacher/Dimitri Tolkatsch (Hg.), Die heutige Ukraine und ihre sowjetischen Wurzeln, Marburg 2021, S. 9-27.
- From Space to Territory. Negotiating the Russo-Ukrainian Border, 1919-1928, in: Revolutionary Russia, 31 (2018) 1, S. 86-106.
- Grenzziehungen als Stabilisierungsfaktor der jungen Sowjetmacht. Die Grenzregulierung zwischen der Russischen Föderativen und Ukrainischen Sowjetrepublik in den 1920er Jahren, in: Frank Grelka/Tim Buchen (Hg.), Akteure der Neuordnung. Ostmitteleuropa und das Erbe der Imperien, 1917 – 1924, Frankfurt (Oder) 2017, S. 27-46. = Wytyczanie granic jako czynnik stabilizujący młodą władzę radziecką. Regulacja granicy między Rosyjską Federacyjną Republiką Radziecką a Ukraińską Republiką Radziecką w latach 20. XX wieku, in: Frank Grelka/Tim Buchen (Hg.), W poszukiwaniu nowego ładu. Europa Środkowo-Wschodnia wobec upadku imperiów, 1917 – 1924, Frankfurt (Oder) 2017, S. 175-191.
Förderung
Schweizerischer Nationalfonds (2017–2019)